In diesem Kapitel werden die folgenden Varianten der IF-Kontroll-Struktur beschrieben:
Die Syntax für die IF-Kontroll-Struktur im zweiten Teil steht für die Fälle, in denen jeweils nur eine (bedingte) Auswahl in einer Zeile formuliert wird:
IF Expression [ { AND IF | OR IF } Expression ... ] [ THEN ] ... [ ELSE IF Expression [ { AND IF | OR IF } Expression ... ] [ THEN ] ... ] [ ELSE ... ] ENDIF
IF Expression [ { AND IF | OR IF } Expression ... ] THEN ... IF Expression [ { AND IF | OR IF } Expression ... ] THEN ... ELSE …
Die folgenden Beispiele zeigen vorwiegend Gambas-Quelltext-Ausschnitte und werden kurz kommentiert. Den Beispielen wird zum Teil Pseudo-Code vorangestellt, der als gut lesbare Interpretation der Syntax der IF-Kontroll-Struktur (→ 10.2.1.1 Syntax) gedacht ist.
Bei der einseitigen Auswahl wird die Anweisung oder der Anweisungsblock nur ausgeführt, wenn der Ausdruck wahr ist. Eine Alternative existiert nicht.
WENN Ausdruck wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen ENDE der Auswahl
IF Len(txbFarbwert.Text) = 0 THEN txbFarbwert.MaxLength = 6 Return ENDIF
WENN Ausdruck wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen IF Key.Code = Key.F1 THEN btnHelp_Click()
WENN Ausdruck NICHT wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen IF NOT txbFarbwert.Text Then Message.Warning("Geben Sie einen Farbwert ein!")
Wenn Variante 1 über den RadioButton ausgewählt wurde, dann wird nach dieser Variante gerechnet, sonst nach der 2. Variante:
WENN Ausdruck wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen (und Kontroll-Struktur verlassen) SONST jene Anweisung(en) ausführen ENDE der Auswahl
IF optV1.Value = True THEN Calculate_V1(iAZahl, iEZahl) ELSE Calculate_V2(iAZahl, iEZahl) ENDIF
Die alternative Schreibweise der IF-Kontroll-Struktur in einer Zeile löst in der zweiten Zeile einen Syntaxfehler aus, weil in diesem Fall am Zeilen-Ende kein ENDIF stehen darf:
(1) IF optV1.Value = True THEN Calc_V1(iAZahl, iEZahl) ELSE Calc_V2(iAZahl, iEZahl) (2) IF optV1.Value = True THEN Calc_V1(iAZahl, iEZahl) ELSE Calc_V2(iAZahl, iEZahl) ENDIF ' FEHLER!
Hier eine IF-Kontroll-Struktur für drei (→ k=3) unvereinbare Fälle bei denen Sie sicher sind, dass genau einer der drei Fälle zutrifft:
WENN Ausdruck_1 wahr ist, DANN diese Anweisung(en)_1 ausführen (und Kontroll-Struktur verlassen) SONST WENN Ausdruck_2 wahr ist, DANN diese Anweisung(en)_2 ausführen (und Kontroll-Struktur verlassen) ... SONST WENN Ausdruck_k wahr ist, DANN jene Anweisung(en)_k ausführen ENDE der Auswahl
Public Function Calculate(fP As Float, fQ As Float) As Variant[] Dim fDiskriminante As Float = 0 Dim fX1, fX2 As Float Dim fXC1, fXC2 As Complex fDiskriminante = (fP * fP) / 4 - fQ IF Sgn(fDiskriminante) = 1 THEN ' D>0 fX1 = - fP / 2 - Sqr(fDiskriminante) fX2 = - fP / 2 + Sqr(fDiskriminante) Return [fX1, fX2] ELSE IF Sgn(fDiskriminante) = 0 Then ' D=0 fX1 = - fP / 2 fX2 = fX1 Return [fX1, fX2] ELSE IF Sgn(fDiskriminante) = -1 Then ' D<0 fXC1 = Complex(- fP / 2, - Sqr(- fDiskriminante)) fXC2 = fXC1.Conj() Return [fX1, fX2] ENDIF End ' Calculate(fP As Float, fQ As Float) As Variant[]
Beispiel
WENN Ausdruck_1 wahr ist, DANN diese Anweisung(en)_1 ausführen (und Kontroll-Struktur verlassen) SONST WENN Ausdruck_2 wahr ist, DANN diese Anweisung(en)_2 ausführen (und Kontroll-Struktur verlassen) ... SONST bedingungslos jene Anweisung(en) ausführen! ENDE der Auswahl
Public Sub GetStatus(sStatus As String) IF sStatus Like "[+Pp]*" THEN Message.Info(IIf(sStatus Begins "+", "Status: positiv", "Status: " & sStatus)) ELSE IF sStatus Like "[-Nn]*" THEN If sStatus Begins "-" Then sStatus = "negativ" Message.Info("Status: " & sStatus) ELSE Message.Error("Der Status konnte NICHT ermittelt werden!") ENDIF End ' GetStatus(sStatus As String)
Die bedingungslose Verwendung von ELSE wird oft für Fehler-Meldungen verwendet.
Beispiel
Mehrere über 'AND IF' oder 'OR IF' verknüpfte Ausdrücke werden in den nächsten Beispielen jeweils in einer Prozedur eingesetzt:
WENN Ausdruck_1 wahr ist UND WENN auch Ausdruck_2 wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen ENDE der Auswahl
Public Sub txbFarbwert_KeyPress() IF (Key.Control AND Key.Code = Key.F1) THEN btnHelp_Click() IF (Key.Code = Key.Return OR Key.Code = Key.Enter) AND IF (txbFarbwert.Text) THEN Message.Info("Die eingegebenen Zeichen sind:\n\n" & Upper(txbFarbwert.Text)) IF Left(txbFarbwert.Text, 1) = "&" THEN txbFarbwert.MaxLength = 7 ELSE txbFarbwert.MaxLength = 6 ENDIF ' Left(txbFarbwert.Text, 1) = "&" ? ENDIF ' Key.Code = Key.Return OR Key.Code = Key.Enter AND ...? IF (Key.Code = Key.BackSpace) AND IF (Len(txbFarbwert.Text) > 0) THEN txbFarbwert.Text = Left(txbFarbwert.Text, Len(txbFarbwert.Text) - 1) ENDIF ' Key.Code = Key.BackSpace AND Len(txbFarbwert.Text) > 0 ? ' Zulässige Zeichen für einen Farbwert in hexadezimaler Darstellung IF Key.Text NOT Like "[&0-9a-fA-F]" THEN Stop Event ENDIF ' Key.Text NOT Like "[&0-9a-fA-F]" End ' txbFarbwert_KeyPress()
Beispiel
WENN Ausdruck_1 wahr ist ODER WENN Ausdruck_2 wahr ist, DANN diese Anweisung(en) ausführen ENDE der Auswahl
Private Sub ResultSave() Dim sMessage1, sMessage2 As String Dialog.Path = sScriptFilePath Dialog.Title = ("Speichern Sie die Ergebnis-Matrix!") Dialog.Filter = ["*.fit", ("GnuPlot-Skript-Datei"), "*", ("Alle Dateien")] If Dialog.SaveFile() Then Message.Warning("Das Speichern wurde abgebrochen!") ' Abbrechen-Button wurde gedrückt! Return Else If (File.Ext(Dialog.Path)) OR IF (File.Ext(Dialog.Path) <> "fit") Then Dialog.Path = File.SetExt(Dialog.Path, "fit") Endif File.Save(Dialog.Path, txaErrorAndFit.Text) Finally btnSaveScriptFile.Enabled = False Catch sMessage1 = ("Die Ergebnis-Datei ") sMessage2 = (" kann NICHT gespeichert werden!") Message.Error("FEHLER!" & Chr(10) & sMessage1 & File.Name(Dialog.Path) & sMessage2) Endif ' Dialog.SaveFile() = True ? End ' ResultSave()
Hinweise:
Die folgenden Beispiele – aber auch einige der o.a. Beispiele – sind nur dann zu verstehen, wenn man den Inhalt des Begriffs Expression in Gambas genau kennt. In der Dokumentation zu 'Ausdruck' steht u.a.:
An expression is a value (a constant, a predefined constant, a variable or the result of a function), which may optionally be preceded by certain operators depending on the type of value, followed by an operator and another value, and so on.
Übersetzt und mit Beispielen versehen liest sich das so:
Ein Ausdruck ist ein Wert: Eine Konstante (*1), eine vordefinierte Konstante (*2), eine Variable (*3) oder das Ergebnis eines Funktionsaufrufs (*4), dem optional bestimmte Operatoren nach- oder vorangestellt werden (*5) – je nach Typ des Wertes – und so weiter (*6).
Beispiele für die markierten Fälle (*1) bis (*6):
(*1) → 5 oder „Test“
(*2) → gb.Integer
(*3) → iIndex
(*4) → Pi(2)
(*5) → NOT bIsActive
(*6) → NOT bIsActive OR IF (iLevel < iMinLevel)
In Bezug auf Ausdruck im Zusammenhang mit der IF-Kontroll-Struktur gilt Folgendes:
Die IF-Kontroll-Struktur prüft den Wahrheitswert eines Ausdrucks. Schreibt man zum Beispiel als Ausdruck eine Integer-Variable, ist das nach der o.a. Definition immer noch ein Ausdruck und der Wahrheitswert eines Integers ist definiert als der Wahrheitswert der Relation iInteger <> 0. Analog gilt für einen String: sString <> Null, wobei auch die leere Zeichenkette als Null gilt. Bei Objekten ist ebenfalls Null der charakteristische Wert für die Wahrheitswertbestimmung. In allen Fällen bedeutet 0 → False und alles andere ist True.
Beispiele
Public Sub btnTest_Click() Dim iInteger As Integer Print iInteger IF iInteger THEN Print "JA" ELSE Print "NEIN" ENDIF '-------------------------------------------------------- IF txbPingNumber.Text THEN Print "TEXTBOX ENTHÄLT TEXT." ELSE Print "TEXTBOX ENTHÄLT KEINEN TEXT." ENDIF '-------------------------------------------------------- IF txbPingNumber THEN Print "DAS OBJEKT 'txbPingCount' EXISTIERT" ELSE Print "DAS OBJEKT 'txbPingCount' EXISTIERT NICHT" ENDIF '-------------------------------------------------------- IF $hPing THEN Print "DER PING-PROZESS LEBT..." ELSE Print "VOM PING-PROZESS IST NICHTS ZU SEHEN..." ENDIF '-------------------------------------------------------- TRY File.Save("/usr/local/backup.bak", txaOutput.Text) IF ERROR THEN Print "Fehler: "; Error.Text; " - "; Error.Where Return ENDIF End ' btnTest_Click()
ERROR allein ist ein Schlüsselwort der Sprache Gambas. Es wird True zurückgegeben, wenn die letzte TRY-Anweisung einen Fehler auslöste. Minisini rät dazu, ERROR nur in diesem Kontext zu verwenden.
Diese Ausgaben wurden in der Konsole der Gambas-IDE angezeigt:
0 NEIN DIE TEXTBOX ENTHÄLT TEXT. DAS OBJEKT 'txbPingCount' EXISTIERT VOM PING-PROZESS IST NICHTS ZU SEHEN... FEHLER: Access forbidden - FMain.btnTest_Click.135